2016 03 11 Exkusion Geopark11.03.2016 | Mit ihrem Lehrer Claus Hanak unternahm die Geopark-AG der Abt-Bessel-Realschule eine Exkursion zum Museum am Löwentor in Stuttgart.

Noch heute ist sichtbar, dass Buchen auf der Grenze zweier Landschaftsformen liegt. Im Osten ist dies der Odenwald mit seinem rötlichen Sandstein und im Westen das Bauland mit seinem gelblich-grauen Kalkgestein. Wo liegt eigentlich der Ursprung dieser beiden unterschiedlichen Landschaftsformen? Mit dieser Frage beschäftigte sich in diesem Schuljahr die Geopark-AG.

 

Schnell wurde dabei klar, dass eine Antwort darauf nur in der Geologie und der Erdgeschichte gefunden werden kann. Wie der Sandstein im Odenwald, sind auch die Kalkgesteine im Bauland in der Trias entstanden. Einer erdgeschichtlichen Epoche, die vor etwa 250 Millionen Jahre begann und vor zirka 200 Millionen Jahre endete. In Deutschland lässt sich die Trias in die drei Abschnitte Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper unterteilen. Doch, welche Bedingungen herrschten eigentlich auf der Erde und wie sah das Leben aus, als in der Buntsandstein-Zeit die roten Sandsteine des Odenwaldes und in der Muschelkalk-Zeit die Kalkgesteine des Baulandes entstanden sind? Um Antworten auf diese und weitere Fragen zu erhalten, hieß es in diesem Schuljahr auf ins Museum am Löwentor nach Stuttgart!

Dort angekommen, wurden die Mitglieder der AG freundlich von der Geologin und Paläontologin Dr. Manuela Aiglstorfer in Empfang genommen und eine spannende und interessante Reise in die Erdgeschichte begann. Frau Aiglstorfer erläuterte, dass die Trias ein Zeitalter war, in dem weltweit ein warmes bis heißes Klima herrschte. Zu Beginn der Trias waren die Landmassen der Erde noch zu einem zusammenhängenden „Superkontinent“ namens Pangäa vereint, der sich vom Nordpol bis zum Südpol erstreckte und erst gegen Ende der Trias begann in mehrere unterschiedlich große Kontinente (u.a. Laurasia und Gondwana) zu zerfallen. Das Gebiet des heutigen Mitteleuropas und damit auch Deutschlands besaß in der Trias ein Wüstenklima und wurde wiederholt von einem flachen Meer überflutet.

Dass die Sandsteine im Odenwald rot gefärbt sind, liegt daran, weil sie von einer dünnen Schicht aus Hämatit, einem Eisenoxid, umgeben sind. Diese Tatsache, so erfuhren die Mitglieder der Geopark-AG, lässt auf ein trockenes, wüstenartiges Klima während der Buntsandstein-Zeit schließen. Fossilien sind im Buntsandstein nur spärlich zu finden, es gibt aber dennoch einige spektakuläre Entdeckungen, vor allem in Form von handähnlichen Fußspuren. Lange Zeit rätselten die Wissenschaftler wie das Tier, dem sie den Namen Chirotherium („Handtier“) gaben, wohl ausgesehen haben mochte, von dem derartige Fußspuren in Sandablagerungen stammen. Mittlerweile weiß man anhand von Fossilienfunden (hauptsächlich aus Nordamerika), dass viele dieser Spuren von einem Verwandten der heutigen Krokodile, dem Arizonasaurus sind. Der kräftig gebaute Arizonasaurus konnte eine Körperlänge von bis zu sieben Metern erreichen und war damals weltweit verbreitet. Er lebte auf dem Festland und ernährte sich von kleineren Echsen, Krokodilen und den Vorfahren der Säugetiere.

Zu Beginn der Muschelkalk-Zeit vor ca. 241 Millionen Jahren wurden die Wüstenregionen der Buntsandstein-Zeit von einem Randmeer der Tethys überflutet. Die Tethys war ein Ozean im Erdmittelater, als dessen Überrest das heutige Mittelmeer angesehen wird. Es entstand ein flaches, bis 100 Meter tiefes Meeresbecken, das nur noch eine eingeschränkte Verbindung zur offenen Tethys hatte. In diesem, nun weitgehend von den Weltmeeren abgeschotteten tropischen Flachmeer, konnten sich in den folgenden Jahrmillionen eigenständige Arten entwickeln. Kolonien von Seelilien, Muscheln und Armfüßern (Brachiopoden) besiedelten den Meeresboden. Auch die Ceratiten, eine eigenständige schalentragende Tintenfischart entwickelten sich im Muschelkalkmeer. Sie sind eine Besonderheit, da es sie nur dort gab. Das schneckenförmige Gehäuse dieser Tintenfische war durch Querwände unterteilt, wobei das Tier selbst nur die äußerste Kammer „bewohnte“, die bei Gefahr mit einer Kopfkappe geschlossen werden konnte. Ansonsten ragten vorne nur die für Tintenfische typischen Fangarme heraus. Daneben gab es im Muschelkalkmeer auch zahlreiche, an das Wasserleben angepasste Reptilien, wie zum Beispiel den fischartig aussehenden, lebend gebärende Mixosaurus oder die Pflasterzahnechse Placodus gigas. Letztere hatte sich darauf spezialisiert, hartschalige Tiere wie Muscheln oder Brachiopoden mit ihren spatelförmigen Zähnen vom Felsen zu schaben, um sie anschließend mit ihren starken Mahlzähnen aufzuknacken. Ihre rundlichen, harten Zähne werden noch heute regelmäßig im Muschelkalk gefunden. 

Mit Beginn der Keuper-Zeit vor etwa 233 Millionen Jahren, zog sich das Muschelkalkmeer wieder zurück und das Landschaftsbild wurde von Sumpfgebieten und später erneut von ausgedehnten Wüstenregionen geprägt. Auch zu diesem Abschnitt der Trias und zu weiteren spannenden Kapiteln der Erdgeschichte erhielten die Mitglieder der Geopark-AG bei ihrem Museumsbesuch von Manuela Aiglstorfer noch interessante Einblicke. Auf der Rückfahrt nach Buchen waren sich alle darin einig, dass sie nun die roten Sandsteine des Odenwaldes und die Kalksteine des Baulandes mit anderen Augen sehen. Unglaublich, was sich seit der Entstehung dieser Gesteine verändert hat.

Bild 1: Typische karge, halbwüstenartige Landschaft der Buntsandstein-Zeit. Das Klima ist heiß und trocken. Bärlappgewächse (Pleuromeia) und Farne kommen mit dem wenigen Wasser und der Hitze klar. Ein Arizonasaurus stapft durch den Schlamm in der Nähe eines Flusses und hinterlässt seine Fußspuren.  (Foto: C. Hanak)

Bild 2: Das flache und tropische Muschelkalkmeer ist voller Leben und der Lebensraum für viele Fische und Meeresechsen. Auf dem Sandboden haben sich Muscheln tief in das Sediment eingegraben. (Foto: C. Hanak)

Bild 3: Das Bild zeigt den Stammbaum der Ceratiten der Muschelkalk-Zeit. Sie sind schalentragende Verwandte der Tintenfische (sogenannte Kopffüßer) und eng verwandt mit den Ammoniten des Jura. (Foto: C. Hanak) 

Bild 4: Schüler der Geopark-AG in den Schachtelhalmsümpfen des Unteren Keupers. Es ist heiß, drückend, schwül und die Luft ist erfüllt vom Summen von Abermillionen Mücken. Hier, im Dickicht der Schachtelhalme und Farne herrscht Batrachotomus. Der schnelle und wendige Räuber ist mit den heutigen Krokodilen verwandt und seine Zähne sind messerscharf. Ob er seine Nahrungssuche schon abgeschlossen hat? (Foto: C. Hanak)

Bild 5: Aug in Aug mit der Erdgeschichte. Ein noch sehr urtümlicher Dinosaurier der Gattung Liliensternus aus dem Mittleren Keuper „beschnuppert“ ein Mitglied der Geopark-AG. (Foto: C. Hanak)

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