Wenn Engel reisen, lacht der Himmel
09.10.2015 | Wenn Engel reisen, lacht der Himmel. Dies galt auch am vergangenen Donnerstag, 01. Oktober 2015, für die Schülerinnen und Schüler der Abt-Bessel-Realschule, die als Hilfe-Engel zu ihrer diesjährigen Schulaktion „Wandern für Awasa“ aufbrachen.
Es war die 29. Solidaritätsaktion der Schule zugunsten der vielen Armen in der Diözese Awasa/Südäthiopien in Folge. Sie steht jeweils am Anfang des Schuljahres. Dieses Jahr wird das Schulprojekt „Erweiterung der vierklassigen Grundschule in Daye zur achtklassigen Grund- und Sekundarschule“ unterstützt.
Im Vorjahr hatte diese Solidaritätsaktion den schönen Betrag von 5 023 Euro erbracht, der zum Umbau des kirchlichen Gesundheitszentrums in Bushulo zu einer Mutter-Kind-Spezialklinik verwendet wurde. Nach dem Gesundheitsprojekt, das darauf abzielte, die hohe Mütter- und Kindersterblichkeit in der Diözese Awasa weiter abzusenken, lenkte Bischof Migliorati das Augenmerk wieder auf ein notwendiges Bildungsprojekt und bat um die Unterstützung des Schulprojekts „Erweiterung der vierklassigen Grundschule in Daye zur achtklassigen Grund- und Sekundarschule“.
Die Stadt Daye, 118 Kilometer südlich von Awasa gelegen, ist die größte Stadt im Bezirk Bensa. Sie beherbergt den Verwaltungssitz für diesen Bezirk mit einer Einwohnerzahl von 250 727 Personen (Volkszählung 2007). Die Stadt liegt im Hochland in einer Höhenlage von 2000 bis 2200 Metern.
Die heute vierklassige Schule wurde von der Diözese Awasa vor 6 Jahren gegründet und in Übereinstimmung mit den örtlichen Behörden als 8-jährige Vollschule konzipiert. Wegen Geldmangel konnte damals aber nur Schulraum für die Klassen 1 bis 4 geschaffen werden. Das bedeutete, dass die älteren Jungen und Mädchen dieser Schule nicht den staatlich verordneten Bildungsstandard erreichen konnten. Zur Weiterbildung mussten sie nach wie vor täglich den über sechs Kilometer langen Schulweg in die Nachbarstadt nehmen. Dies hatte - trotz bestehender Schulpflicht - zur Folge, dass eine hohe Zahl von Schülerinnen und Schülern den Unterricht frühzeitig abbrach und ohne Abschluss blieb. Zudem waren bereits einige Fälle von Kindesmissbrauch auf dem Schulweg gemeldet worden.
Die Schule in Daye wurde 2012 für die Klassen 1-4 eröffnet. Die Schülerzahl entwickelte sich schnell, und heute besuchen 214 Schülerinnen und Schüler die Schule, die von sechs qualifizierten Lehrern unterrichtet werden. Besonders erfreulich ist dabei, dass fast die Hälfte der Schulkinder Mädchen sind.
Die Schule erfährt von den Eltern, der Gemeinde und den örtlichen Regierungsstellen eine große Wertschätzung. Darum hat sich die Gemeinde, die das Grundstück bereitstellte, auch angeboten, ein höheres Schulgeld beizusteuern als dies von der Diözese Awasa verlangt wurde.
Im September 2015 laufen nun die Erdarbeiten an, und bis Juli 2016 sollen zwei neue einstöckige Gebäudetrakte errichtet werden. In dem größeren Trakt werden die vier erforderlichen Klassenräume sowie eine Latrinentoilette für Jungen und Mädchen untergebracht; im anderen Gebäudeblock ist ein Laborraum, die Schulbücherei und ein kleines Lehrerzimmer nebst einem kleinen Besprechungszimmer vorgesehen.
Die Errichtung der beiden Schulblocks, die Möblierung der Räume, die Bestückung mit Schulbüchern, Lehr- und Lernmaterialien sowie die Laborausrüstung belaufen sich auf 92 734 Euro.
Mit ihrem Engagement für die Schule in Daye wollen die Buchener Realschüler dazu beitragen, dass dort möglichst viele Schülerinnen und Schüler einen höheren Bildungsstand erreichen und ihre Schullaufbahn nicht vorzeitig beenden. Eine gute Bildung ist schließlich die Voraussetzung dafür, dass sie als Erwachsene ein selbstbestimmtes Leben führen können; sie erst eröffnet ihnen die Chance, einen Job zu finden und so in der Gesellschaft Wurzeln zu schlagen. Dies bietet einem Menschen die beste Gewähr dafür, im angestammten Land verbleiben zu können und nicht in der Fremde sein Heil suchen zu müssen.
Fotos von der Grundschule in Daye:
Text und Bilder: Norbert Linsler