Berlin 120.05.2025 | Vom 16. bis 20. September 2024 begaben sich die 10. Klassen der ABR auf eine besondere Studienfahrt in die deutsche Hauptstadt.

Begleitet wurden die Schülerinnen und Schüler von ihren Klassenlehrkräften Frau Huspenina (10a), Herrn Wiese (10b), Herrn Hanak (10c) und Frau Lock (10d). Zum ersten Mal fand die Fahrt zu Beginn des Schuljahres und nicht als „Abschlussfahrt“ am Ende der Klassenstufe 10 statt. Die Studienfahrt bot eine vielfältige Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte: Von der NS-Diktatur über die deutsche Teilung bis hin zur DDR-Diktatur und der jüngsten Zeitgeschichte.

Der erste Programmpunkt zeigte sofort, worum es auf dieser Fahrt hauptsächlich ging: Geschichte vor Ort erleben. An der Gedenkstätte Point Alpha, einer ehemaligen US-Beobachtungsstation im „Fulda Gap“ an der einstigen innerdeutschen Grenze, wurde die deutsche Teilung ganz konkret erfahrbar. Besonders beeindruckend war dabei auch der Blick auf die „andere“ Seite der Grenze, das „Haus auf der Grenze“ auf DDR-Gebiet mit originalem Kontrollstreifen, Wachtürmen und Todesstreifen. Dieser Anblick vermittelte eindrücklich die bedrückende Systemkonfrontation der deutschen Teilung während des Kalten Krieges.

Am nächsten Tag stand die Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur im Mittelpunkt. Die Schülerinnen und Schüler besuchten die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen, die heute ein Ort des Erinnerns und Lernens ist. Auf dem Gelände befinden sich auch Gräberfelder und Ehrenanlagen, die an die vielen Toten erinnern. Zwischen 1936 und 1945 waren in Sachsenhausen über 200.000 Menschen aus mehr als 40 Nationen inhaftiert. Zehntausende überlebten die Haft nicht. Sie starben an den Folgen von Folter, Hunger, Krankheit, Zwangsarbeit, medizinischen Experimenten oder wurden gezielt ermordet. Der historische Ort machte das nationalsozialistische Terrorregime auf eindrückliche Weise erfahrbar. Während die Klassen 10a und 10d an einer Führung teilnahmen, setzten sich die Klassen 10b und 10c im Rahmen eines projektorientierten Studientags eigenständig mit zentralen Aspekten des Lageralltags und der Gedenkstätte auseinander und stellten sich ihre Ergebnisse anschließend gegenseitig vor.

Ein besonderer Höhepunkt für die Klassen 10b, 10c und 10d folgte am Mittwoch: Der Besuch der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, einem früheren Untersuchungsgefängnis der Stasi. Die Klasse 10c wurde dort von Thomas Lukow, einem ehemaligen politischen Gefangenen der DDR, geführt. Der heute 65-Jährige geriet als junger Mann wegen seiner kritischen Haltung ins Visier der Staatssicherheit. Im Alter von 21 Jahren plante er, über die tschechoslowakische Grenze in den Westen zu fliehen, wurde jedoch noch festgenommen, bevor er den illegalen Grenzübertritt überhaupt begonnen hatte. Wegen „versuchter Republikflucht“ wurde er verhaftet und saß zunächst in Hohenschönhausen, dann 20 Monate in Bautzen II, einem der berüchtigtsten Gefängnisse der DDR.

Am Nachmittag trafen die Klassen 10c und 10d Herrn Lukow erneut – diesmal in der Gedenkbibliothek für die Opfer der kommunistischen Diktaturen. Unter dem Titel „Vom Jungpionier zum Staatsfeind – eine Jugend in der DDR“ erzählte er von seiner Kindheit in einem linientreuen Elternhaus, seiner anfänglichen Begeisterung für das System, aber auch von dem Moment, an dem sich sein Blick wandelte. Offen, verständlich und ohne Pathos sprach er über Erlebnisse wie den Wehrkundeunterricht, die FDJ-Zeit, den Druck der Überwachung und wie er allmählich begann, kritisch zu denken.

Seine direkte und authentische Art kam bei den Zehntklässlerinnen und Zehntklässlern gut an. Immer wieder schlug er den Bogen zur Gegenwart und ermutigte die Schülerinnen und Schüler, sich eine eigene Meinung zu bilden: „Politik ist nicht nur das, was ihr im Fernsehen seht – oder online. Politik fängt da an, wo man beginnt, Fragen zu stellen.“

Nach einem intensiven Tag durften sich die Schülerinnen und Schüler am Abend bei einem Besuch der Diskothek „Matrix“ auch wieder entspannen.

Am Donnerstag besuchten die Klassen das Reichstagsgebäude. Nach dem Sicherheitscheck ging es auf die Besuchertribüne des Plenarsaals, bevor die Schülerinnen und Schüler von der Kuppel aus den Blick über das Regierungsviertel schweifen lassen konnten. Anschließend nahmen die Klassen 10a, 10c und 10d an einer geführten Fahrradtour durch Berlin teil, bei der unter anderem die Mauer-Gedenkstätte an der Bernauer Straße auf dem Programm stand. So ging es an diesem Tag nicht nur um die Geschichte Berlins im 20. Jahrhundert, sondern auch um beeindruckende Architektur, Sehenswürdigkeiten und das lebendige Großstadtgefühl der Hauptstadt. Außerdem war die Fahrradtour auch noch ein tolles Gemeinschaftserlebnis für jede Klasse.

Am Freitag traten die Klassen die Heimreise an mit vielen neuen Eindrücken und der Erkenntnis, dass Geschichte weit mehr ist als ein Kapitel im Schulbuch.

 

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